Beschreibung
Was ist „postkolonial“?
Das „Afrikanische Viertel“ in Berlin als Erinnerungsort
Die Beteiligung Deutschlands am kolonialen Unternehmen, nämlich der gewaltsamen Expansion Europas, hat – und das mag überraschend klingen – bis in die Gegenwart hinein nicht nur auf die ehemals kolonisierten Gesellschaften, sondern auch auf hiesige Denk- und Gesellschaftsstrukturen tiefgreifende Auswirkungen. Obwohl das Thema Kolonialismus hierzulande kaum Beachtung findet, möchte ich in diesem Beitrag zeigen, dass das Fortbestehen kolonialer Machtverhältnisse bis heute das Zusammenleben und die gesellschaftlichen Verhältnisse prägt – auch in scheinbar banalen Dingen, etwa der Namens gebung von Straßen und Plätzen in deutschen Städten.
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Zwischen 1899 und 1958 wurden 21 Straßen und ein Platz im Berliner Stadtteil Wedding nach afrikanischen Ländern, Städten und Flüssen, Kolonialstützpunkten und Kolonialherren benannt. Das „Afrikanische Viertel“ ist damit, wie der Tagesspiegel schrieb, „das größte Flächendenkmal der Bundesrepublik zum deutschen Kolonialismus“.
Foto: Josephine Apraku/Berlin Postkolonial
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Nach Anwohnerprotesten in den 1980er-Jahren wurde die Petersallee, 1939 nach Carl Peters, einem durch seine Brutalität notorisch gewordenen Kolonialpolitiker benannt, „umgewidmet“: Sie heißt seitdem nach Hans Peters, einem anständigen, aber weithin unbekannten Kommunalpolitiker. Heute treten die Schwarze Community Berlins und weiße Unterstützer dafür ein, die Straße umzubenennen.
Foto: Josephine Apraku/Berlin Postkolonial
Deutschland war auf verschiedenste Weise in die Besetzung und Ausbeutung des Globalen Südens durch europäische Nationen involviert. So fand beispielsweise die Afrika-Konferenz, deren Ziel die Aushandlung von Einflusssphären und kolonialer Besetzung war, zwischen November 1884 und Februar 1885 in Berlin statt. Die Versammlung, zu der auf Einladung des deutschen Kaisers zwölf Vertreter europäischer Staaten, der USA und des Osmanischen Reichs im Reichskanzlerpalais zusammenkamen, markiert den Höhepunkt im Prozess der Annexion des afrikanischen Kontinents. Afrikanische Regierungen waren nicht zu der Konferenz eingeladen. Ihre Interessen blieben während der Verhandlungen in Berlin, beim „Scramble for Africa“ – dem „Wettlauf um Afrika“, also seiner Aufteilung – ungehört. In der über mehrere Monate andauernden Zusammenkunft wurde, teilweise buchstäblich am Reißbrett, über das Leben von Millionen Menschen entschieden. Die Folgen für die Bevölkerungen Afrikas waren verheerend: Die koloniale Expansion wurde mit Militärgewalt konsequent durchgesetzt.
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