Beschreibung
„Junge, die … die treiben uns…“
Das Ende der DDR-Staatssicherheit in Tondokumenten
Über fast vier Jahrzehnte wurde in der DDR ein Überwachungssystem etabliert, dessen Ziel die Kontrolle des gesamten öffentlichen Lebens war: Das Ministerium für Staatssicherheit (MfS) verstand sich dabei als „Schild und Schwert der Partei“, also der Sozialistischen Einheitspartei Deutschlands (SED). Im Herbst 1989 gerät die Herrschaft nicht nur ins Wanken, sie implodiert innerhalb kürzester Zeit komplett. Beim Bundesbeauftragten für die Unterlagen des ehemaligen Staatssicherheitsdienstes findet man heute – neben kilometerlangen Aktenregalen – auch umfangreiches Tonmaterial. Darunter sind zahlreiche Dokumente dieses rapiden Machtverlustes. Viele dieser Tonbänder sind in einem schlechten Zustand, die aufgezeichneten Gespräche kaum zu verstehen. Das liegt daran, dass gerade für die Aufzeichnungen aus den Telefonzentralen dieselben Bänder wieder und wieder überspielt wurden, da auch die Stasi mit dem kostbaren Material haushalten musste. Aus demselben Grund stammt ein Großteil der erhaltenen Tondokumente aus den letzten Monaten der DDR: Diese Bänder sind einfach nicht mehr überspielt worden. Man muss davon ausgehen, dass das erhaltene Material nur einem Bruchteil der Aufzeichnungen entspricht – ein Magnet reicht aus, empfindliche Tonbandaufnahmen unwiderruflich zu zerstören.
Die erhaltenen Aufzeichnungen erlauben einen ungewohnten Blick, gleichsam aus der Innenperspektive heraus, auf die letzten Monate der Stasi. Dieser Blickwinkel, gepaart mit der Tatsache, dass es sich hier um flüchtige Äußerungen handelt, auf die Historiker meist keinen Zugriff haben, macht die Dokumente einzigartig. Hier reden jene, für die die Macht stets selbstverständlich war und die bis in den Dezember 1989 hinein nicht realisieren, dass sie auf bereits völlig verlorenem Posten stehen. Die unglaubliche Rasanz des Prozesses ist bis heute hörbar und – wenn auch eingeschränkt – lesbar.
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