Mit Postkutsche und Dampfzug zum Bodensee

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Beschreibung

Mit Postkutsche und Dampfzug zum Bodensee

Unterwegs ins Zeitalter des Tourismus

Ausgabe

DAS ARCHIV 2/2019

Autor: Klaus Beyrer

Seiten: 72-77

Die Begeisterung kennt keine Grenzen. In respektvollem Abstand stehen die Reisenden an der Schwelle aus hartem Jurakalk, über die sich das Rheinwasser mit ohrenbetäubendem Getöse gut 15 Meter in die Tiefe stürzt. Zu jeder Tageszeit, Jahr um Jahr, zischt und braust und wütet es hier. Die himmelhoch aufstäubende Gischt, das Farbenspiel des Wassernebels und der „Theaterdonner“ ziehen jeden Betrachter in ihren Bann. „Dieses erhabene Schauspiel“, notiert 1791 der Maler Joseph Anton Koch in sein Tagebuch, „ist ein großes Chaos, ein Bild der Zerstörung und fähig, große Ideen zu erwecken.“

Auf dem Programm der traditionellen Bildungsreise nahm der am Westrand des Bodensees bei Schaffhausen gelegene Rheinfall stets einen festen Platz ein. So viel Zeit musste sein, auch wenn das Reiseziel noch in weiter Ferne lag. Im Mittelpunkt der einst verbreiteten „Grand Tour“ des Adels und einer bürgerlichen Oberschicht standen Italien und dessen Kunst und Altertümer. Was bei der Anreise davor lag – und dazu zählte die an Reizen scheinbar arme Schweiz mit ihren wenigen passierbaren Gebirgsübergängen –, wollte man so rasch wie möglich hinter sich lassen. Erst gegen Ende des 18. Jahrhunderts verloren die Alpen ihren Schrecken. Der Genfer Philosoph Jean-Jacques Rousseau betrachtete sie aus einem neuen Blickwinkel und verhalf ihnen zu einem grundlegenden Imagewandel. Durch seine Schriften angeregt, knüpften Reisende an die gefahrvolle Passage mehr und mehr ein Gefühl der Naturverbundenheit. Die Schönheit der schroffen Felsen und die Erhabenheit eines Gipfelblicks luden gar dazu ein, länger als nötig zu verweilen.

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