Beschreibung
Post, Posita, Posta
Eine Wort-Geschichte
Es war das württembergische Rottweil, das im Sommer 1999 mit einer außergewöhnlichen Kampagne auf sich aufmerksam machte. Die Stadt rief ihre Mitbürger nämlich zur Kommunikation mit der Zukunft auf – genau genommen mit ihrer in einhundert Jahren lebenden Nachkommenschaft. „Post für die Nachwelt“ lautete das plakative Motto der Aktion. Botschaften aller Art waren willkommen. Die Briefe und Sendungen sollten an den künftigen Oberbürgermeister der Stadt gerichtet sein, einen Schulleiter, Gastwirt oder auch nur an den mutmaßlichen Bewohner eines bestimmten Gebäudes. Die Stadt hatte einen Künstler engagiert, der eigens eine stählerne „Postbox“ entwarf. Sämtliche Mitteilungen wurden darin eingeschweißt und so ihrem „Dornröschenschlaf“ überlassen.
Ob die Kampagne am Ende erfolgreich sein wird, darüber hat – so will es das Verfahren – eine spätere Generation zu urteilen. Als Beispiel für einen ideenreichen Werbefeldzug wurde sie in der Presse bereits gewürdigt. Aber noch aus einem ganz anderen Grund erweist sie sich als lehrreich: In bemerkenswerter Weise veranschaulicht sie, welche Vielfalt das Wort Post birgt. So meint Post die Grundform der Nachricht und damit auch jede einzelne Sendung, gleich ob Brief oder Paket, aber auch, allgemeiner gefasst, Kontaktaufnahme, und sei es mit einer zukünftigen Zeit. Außerdem steht der Begriff Pate für einen kunstvoll gestalteten Behälter, in dem die Mitteilungen aufbewahrt werden, und hier speziell für eine längere Zwischenlagerung. Lediglich die Institution Post wird im Rottweiler Beispiel nicht bemüht. In diese Rolle ist die Stadt selbst geschlüpft, hat sie doch die Aufgabe des Einsammelns der Sendungen ebenso übernommen, wie sie eines Tages für deren Zustellung aufkommen wird.
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