Postlogen. Frankfurt und die Thurn und Taxis-Post im Zeitalter der Schwarzen Kabinette

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Beschreibung

Postlogen

Frankfurt und die Thurn und Taxis-Post im Zeitalter der Schwarzen Kabinette

Ausgabe

Das Archiv 3/2013

Autor: Klaus Beyrer

Seiten: 98-103

Wer heute Frankfurts Zeil aufsucht, die im Herzen der Mainstadt gelegene Einkaufsmeile, wird kaum erahnen, dass an diesem Ort noch vor nicht allzu langer Zeit Geheimdienste in großem Stil über den internationalen Telefon- und Datenverkehr wachten. Kein Geringerer als die oberste US-amerikanische Sicherheitsbehörde National Security Agency residierte über Jahrzehnte in dem Gebäudekomplex zwischen Großer Eschenheimer Straße und Zeil. In den 1960er-Jahren war das Abhörzentrum der Amerikaner in der obersten Etage des Postscheckamtes untergebracht, später wechselte es unter das Dach eines gegenüber der Hauptpost gelegenen Kaufhauses, gegen Ende des Kalten Krieges endlich in die Nähe des Hauptbahnhofs. Über gepanzerte Standleitungen war die Abhörstelle direkt mit dem Netzknoten der Post verbunden. Jahrzehntelang wurden sämtliche Auslandsleitungen Deutschlands über den Frankfurter Standort gelenkt. Für die Auswertung der Gespräche und Daten war eigens ein Spezialprogramm, das Computersystem „Echelon“, entwickelt worden. Wie sich in den 1990er-Jahren herausstellen sollte, zeichnete der Bundesnachrichtendienst BND für die Anmietung der Gewerberäume verantwortlich.

Geheime Hinterzimmer, in denen Kommunikationsstränge zusammenlaufen und erfasste Daten ihrer systematischen Auswertung unterzogen werden, stammen allerdings nicht erst aus der Zeit des Kalten Krieges. Die Geschichte der Postüberwachung lässt sich über viele Jahrhunderte zurückverfolgen, und nicht zufällig ist sie aufs Engste mit dem Namen Frankfurts verbunden, einem für geheimdienstliche Aktivitäten strategisch günstig gelegenen Standort. Schon immer kreuzten sich nicht alle, aber doch sehr viele Wege am Main – die europäischen Handelsrouten ab dem ausgehenden Mittelalter, die Fernpostkurse des Heiligen Römischen Reiches, und im 18. Jahrhundert hatte sich in Frankfurt gar die Hauptverwaltung der Thurn und Taxis-Post niedergelassen – jenes europaweit vernetzte Transportunternehmen, das der Briefkontrolle in älterer Zeit maßgeblich seinen Stempel aufdrücken sollte.

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