Material Paradox
Vom Computer ohne Bildschirm zum unsichtbaren Monitor
Dieses Jahr wird die Zahl der Computer die Milliardengrenze überschreiten. In den Büros und Wohnungen der industrialisierten Staaten sind sie längst allgegenwärtig, China, Indien oder Brasilien holen mit mehreren hundert Millionen neuen Computern pro Jahr kräftig auf. ProTag also viele Milliarden Stunden, in denen die Menschheit auf den Computermonitor starrt. Was er darstellt, ist etwas Immaterielles: Information. Seine Oberfläche ist der Punkt, an dem die Bits und Bytes aus Speichern und aus dem weltweiten Netz in für uns wahrnehmbare Inhalte verwandelt werden. Unmittelbar hinter der Oberfläche des Monitors formen die elektrischen Impulse aus den Datenströmen visuell wahrnehmbare Muster: Buchstaben und Sätze, Symbole und Bilder. Hier materialisiert sich die digitalisierte Information zu einem flüchtigen Abbild.
Die ersten Computer kamen ganz ohne Monitore aus, als Ein- und Ausgabegeräte dienten Fernschreiber. Zwar wurde der erste Computermonitor bereits zwischen 1949 und 1951 entwickelt, doch der Whirlwind-Computer des Massachusetts Institute of Technology war ein Einzelstück. In den 1950er- und frühen 1960er-Jahren gab es Computerbildschirme nur an Universitätsinstituten, in denen an der Entwicklung von Computersystemen und an der Mensch-Maschine-Interaktion gearbeitet wurde. Dort entstanden mit „Tic-Tac-Toe“, „Tennis for Two“ und „Space War“ auch die ersten Computerspiele, die auf winzigen Oszillografenröhren mit nur wenigen Zentimetern Durchmesser gespielt wurden. Die grafische Darstellung beanspruchte damals eine hohe Rechenleistung, und die Verwaltung und Verarbeitung grafischer Daten war programmiertechnisch noch nicht gelöst.
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