Passende Behälter für Postpassagiere

Zur Geschichte der Korbflechterei

Ausgabe

Das Archiv 2/2008

Autor: Isabell Koch

Seiten: 40-43

Keinen sprichwörtlichen Korb erhält der Minnesänger Kristan von Hamle auf sein Liebeswerben, das dargestellt ist auf einer Illustration aus dem Codex Manesse, einer mittelalterlichen Liedersammlung − er wird heimlich von seiner Angebeteten in einem Korb zum Fenster hinaufgezogen. Hätte das Fräulein seine Gefühle nicht erwidert, hätte sie einen defekten Korb mit losem Boden herabgelassen, der beim Heraufziehen durchgebrochen wäre. Ein später Nachklang dieser Praxis findet sich in derTradition, die Ablehnung eines Heiratsantrags durch das Übergeben eines Körbchens ohne Boden auszudrücken.
Der Korb als Urtypus eines Behältnisses begleitet die Menschen schon seit Anbeginn. Vielleicht wurde der erste Korb vor tausenden Jahren durch reine Naturbeobachtung entwickelt? Vögel verbauen Äste und Gräser zu Nisthöhlen und Nestern, deren Form durch Verschränken und Kreuzen der Bauteile stabilisiert und fixiert wird. Leider bleibt die Entstehung der Technik Flechten im Dunkel der Vergangenheit verborgen, schon wegen der Vergänglichkeit des Materials. Nur wenige frühe archäologische Funde deuten auf einen Gebrauch von Korbwaren hin. So sind beispielsweise in den ältesten Belegen lediglich Abdrücke von Flechtwerk auf Tonfragmenten und Knochen erhalten geblieben. Das älteste bekannte Körbchen stammt aus einem Grab in Esparto, Spanien, und datiert auf ca. 5000 v.Chr. Die Bibel ist eine von vielen literarischen Quellen, die von Körben berichten: Sie spricht extra von einem mit Pech abgedichteten Binsenkörbchen, das das Überleben des kleinen Moses sicherte, als er auf dem Nil ausgesetzt wurde (Ex 2,3).

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