Zur Geschichte und Bedeutung von Explosionszeichnungen

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Wenn Technik explodiert

Zur Geschichte und Bedeutung von Explosionszeichnungen

Ausgabe

Das Archiv 2/2015

Autor: Frank Gnegel

Seiten: 16-21

Wer seinen Schreibtisch bei IKEA gekauft hat, weiß, dass ein Plan beiliegt, auf dem fein sortiert alle Holzteile, Schrauben und sonstiges Zubehör aufgezeichnet sind. Und schon die Kleinsten werden mit Anleitungen vertraut gemacht, wenn sie ihre Playmobil-Figurengruppe zusammenbauen. Explosionszeichnungen überall: In Ersatzteilkatalogen und Gebrauchsanleitungen, ja selbst in bebilderten Reiseführern. Bei dieser Art der Darstellung wird ein komplexer Gegenstand perspektivisch und in seine Einzelteile zerlegt gezeigt, wobei diese Einzelteile räumlich voneinander getrennt abgebildet werden, so als ob sie wie bei einer Explosion auseinanderflögen. Vereinzelt und zugleich, zusammen bleiben die Bauteile buchstäblich in der Schwebe. So werden gleichzeitig dasWechselverhältnis des Ganzen zu seinen Teilen sowie deren Lage oder Einbauposition verdeutlicht.

Explosionszeichnungen erlauben es, die Funktion und den Zusammenbau von Baugruppen darzustellen sowie einzelne
Bauteile mit einer Beschriftung oder anhand von Nummern zu bestimmen. Linien und Pfeile geben Hinweise zur Anordnung und Reihenfolge. Ehe sich in den 1930er-Jahren Explosionszeichnungen durchsetzen konnten, beschäftigten amerikanische Hersteller Fotografen, die die Einzelteile eines Produkts auf großen Tischen in einer langen Reihe in der Abfolge des Zusammenbaus aufreihten, mit Modellierton in der richtigen Position fixierten und dann fotografierten. Auf den Fotos wurde die Modelliermasse wegretuschiert und Teilenummern wurden hinzugefügt. In der Rüstungsindustrie des Zweiten Weltkriegs waren die dreidimensionalen Explosionszeichnungen eine Hilfe für die Frauen, die – ohne Ausbildung oder Vorkenntnisse – die Arbeit der Männer übernahmen, die als Soldaten an der Front waren.

(…)