Zwischen Zensur und Aufbruch. Presse und Rundfunk in Ostdeutschland 1989/1990

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Beschreibung

Zwischen Zensur und Aufbruch

Presse und Rundfunk in Ostdeutschland 1989/1990

 

Ausgabe

Das Archiv 3/2015

Autor: Conrad Mücke

Seiten: 28-33

Die Medienlandschaft der DDR unterschied sich grundlegend von der der Bundesrepublik. Sie diente in erster Linie der Wahrung des Machtanspruchs der SED und der Kontrolle der öffentlichen Meinung. Alle Zeitungstitel und Zeitschriften gingen ausnahmslos auf Neugründungen in der Nachkriegszeit zurück. Im Unterschied zur Lizenzierungspraxis der Westmächte war in der SBZ/DDR von Beginn an ein parteigebundenes Zeitungssystem vorgesehen. Vorrang vor allen Tageszeitungen hatte das Neue Deutschland (ND), das „Zentralorgan der SED“. Es wurde direkt vom ZK der SED herausgegeben und wirkte als Leitmedium der DDR. Die von den Bezirksleitungen der SED herausgegebenen Zeitungen bildeten das Rückgrat der regionalen Presse.

Die sogenannten Blockparteien und Massenorganisationen gaben ebenfalls Tageszeitungen heraus. So wurde eine dem Anschein nach pluralistische Presse suggeriert, obwohl sich die Parteien der DDR dem Führungsanspruch der SED unterzuordnen hatten und somit auch deren Zeitungen die Linie des Staatsratsvorsitzenden unterstützten. Die Lizenzen der sowjetischen Militäradministration in der SBZ hatten auch nach Gründung der DDR Gültigkeit. Dieser Umstand rettete die von den Sowjets lizenzierte konfessionelle Presse, deren fünf evangelische und zwei katholische Wochenblätter immer wieder mit Verbotsdrohungen konfrontiert wurden.

Auch wenn in der DDR-Verfassung die Pressefreiheit formell garantiert wurde, fand in der Praxis eine verdeckte Zensur der Medien statt. Die von der Abteilung Agitation und Propaganda des Zentralkomitees der SED aufgesetzten „Empfehlungen“ wurden im ND und den Bezirkszeitungen der SED einfach nachgedruckt und von dort in der übrigen Tagespresse übernommen. Ebenso „empfahl“ die ZK-Abteilung Agitation, kontroverse Themen nicht zu behandeln. Gleichzeitig wurde das Druckaufkommen von der Stasi auf missliebige Meldungen hin überprüft. Dies schuf ein Klima der Überwachung und begünstigte die Selbstzensur in den Redaktionen und bei den Journalisten.

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