Frühneuzeitliche Ratgeber für das Schreiben von Briefen

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Briefsteller

Frühneuzeitliche Ratgeber

Ausgabe

Das Archiv 3/2012

Autor: Carmen Furger

Seiten: 40-45

Hand aufs Herz: Wann haben Sie den letzten Brief geschrieben? Zu Weihnachten oder anlässlich eines Geburtstages? Die Einführung neuer Kommunikationstechnologien wie E-Mail, SMS oder des Social Media Messengers „WhatsApp“ sowie die Etablierung von Online-Communitys wie Facebook oder Twitter eröffnen den Nutzern neue Formen des sozialen Austauschs. Diese Entwicklung bekommt vor allem der Brief zu spüren, der als Kommunikationsmittel in unserer modernen Gesellschaft viel von seiner ursprünglichen Bedeutung verloren hat. Im privaten Bereich wird er oft nur noch eingesetzt, um der Bedeutung des Schreibanlasses Ausdruck zu verleihen. Der Geschäftsbrief konnte seine Stellung eher behaupten – auch wenn der E-Mail-Verkehr aus der heutigen Geschäftswelt nicht mehr wegzudenken ist.
Ob wir nun aber eine E-Mail oder einen Brief schreiben, beim Verfassen des Textes gilt es, bestimmte Regeln und Normen zu beachten, um beim Empfänger einen guten Eindruck zu hinterlassen. In diesem Sinne kann der im Vorwort des Allzeitfertigen Brieffstellers von 1695 festgehaltenen Aussage, dass „ein wohlgesetzter […] Brieff heutiges Tages einem, der sein Glück in der Welt machen will, hoch von nöthen“ ist, auch in der gegenwärtigen Zeit noch ein gewisser Grad an Aktualität attestiert werden. Und nach wie vor steht dem Brief-schreiber eine große Auswahl an einschlägiger Ratgeberliteratur mit Titeln wie Briefe gut und richtig schreiben zur Verfügung. Das Verzeichnis antiquarischer Bücher im Netz liefert auf Anfrage rund 650 Titel aus verschiedenen Jahr-hunderten, darunter aus dem Jahr 1682 das Buch Von zierlicher Brief-Stellung, das aufzeigt, wie in Glücks- und Unglücksfällen an hohe und niedere Standespersonen zu schreiben sei. Rund hundert basierten und die abgedruckten Briefbeispiele sehr formelhaft daherkommen. Sie sind überdies in Latein verfasst und waren somit nur denjenigen zugänglich, die in Kloster- und Domschulen ausgebildet worden waren. Als Grundregel galt es, beim Briefeschreiben eine Reihenfolge einzuhalten, bestehend aus der Begrüßung, einer Einleitung, der Darstellung der Angelegenheit, dem Ersuchen oder Ausdrücken von Wünschen sowie einem passenden Schluss.

(…)