Das Bundesnotaufnahmelager Berlin-Marienfelde

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Beschreibung

Das Bundesnotaufnahmelager Berlin-Marienfelde

Erinnerungen an seine Postversorgung

Ausgabe

Das Archiv 4/2008

Autor: Hans-Werner Fabarius

Seiten: 60-64

Unter dem Druck der Verhältnisse verließen zwischen 1949 und 1990 rund vier Millionen Menschen die DDR in Richtung Bundesrepublik. Diese deutsch-deutsche Flucht und Abwanderung war eine der größten europäischen Migrationsbewegungen der Nachkriegszeit. Etwa 1,35 Millionen der „Republikflüchtigen“, Ausgereisten und Übersiedler benutzten den Weg über Berlin und meldeten sich bei den Behörden in den unter dem Schutz der Alliierten stehenden Westsektoren. In Eile wurde in Marienfelde das Bundesnotaufnahmelager gebaut und am 14.April 1953 durch Bundespräsident Theodor Heuss im Beisein des Regierenden Bürgermeisters Ernst Reuter eingeweiht.

Das Notaufnahmelager mit zwei- und dreigeschossigen Häusern zwischen Marienfelder Allee, Kaiserallee, Welterpfad und Stegerwaldstraße war zuerst für 2000 Personen gedacht. Durch die notwendige Unterbringung mehrerer Dienststellen reduzierte sich die Kapazität aber auf 1200. Viele Flüchtlinge mussten deshalb auch in Massenlagern behelfsmäßig untergebracht werden, zum Beispiel in leerstehenden Fabrikhallen. Zum Aufnahmelager gehörten auch ein Versorgungstrakt mit Kantine, ein Kindergarten und eine Polizeistation. Zusätzlich stellte man in Marienfelde Baracken und Zelte für die Flüchtlinge auf, die auf ihren Abflug in das Bundesgebiet warteten. Ein hoher Zaun umschloss den ganzen Bereich, der zum Schutz vor Unbefugten und Spionen als Sperrgebiet galt. Neuankömmlinge mussten im vorgelagerten Gebäudeteil, in dem sich heute eine Erinnerungsstätte befindet, ihren Aufnahmeantrag stellen, wurden überprüft und versorgt (Verpflegung, Kleidung, ärztliche Betreuung). Die Ankömmlinge erhielten Laufzettel, die sie zuerst abarbeiten mussten. Durch die Vertreter der BRD und der Westmächte wurden sie verhört, bevor sie anerkannt und in ein Bundesland ausgeflogen wurden. An einem Ein- und Ausgang erhielt man nur mit einem Ausweis Zugang. Es war ein stetes Kommen und Gehen. Anfangs waren es jährlich 35000 bis 40000 Flüchtlinge. 1953, im Jahr de Volksaufstands am 17. Juni in der DDR, kam mit 305737 Personen die größte Flüchtlingsflut. Unmittelbar vor dem 13. August 1961 meldeten sich täglich bis zu 2700 Menschen. Die ganze Welt verfolgte das Geschehen.

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