Das Lächeln der Nation. Irene Koss, die erste Fernsehansagerin der BRD

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Beschreibung

Das Lächeln der Nation

Irene Koss, die erste Fernsehansagerin der BRD

Ausgabe

Das Archiv 2/2010

Autor: Margret Baumann

Seiten: 16-21

„Eines Tages im November 1950 rief mein Theateragent mich an – ich solle beim Fernsehen vorsprechen. Fernsehen? Gibt es denn in Deutschland überhaupt schon Fernsehen, dachte ich. Am nächsten Tag lernte ich es kennen. Hoch oben in einem Bunker auf dem Heiligengeistfeld trat ich in einen winzig kleinen Raum, in das sogenannte Studio. Eine Kamera, zwei Scheinwerfer, der Beleuchter, der Kameramann und ich hatten darin gerade Platz. Nach erfolgreichem Vorsprechen wurde dieser Raum dann für längere Zeit mein Arbeitsbereich.“ So schildert Irene Koss, die erste Fernsehansagerin der Bundesrepublik, in privaten Erinnerungen ihren Karrierestart als „Aushängeschild der Nation“. Zwar hatte es auch zuvor, im Fernsehen des Deutschen Reiches, Ansagerinnen und Ansager gegeben. Der Film Das Auge der Welt aus dem Jahr 1935 über das neue Medium Fernsehen rückt Ursula Patzschke ins Bild, die mit einem „Achtung, Achtung, hier ist der Ultrakurzwellensender Berlin-Witzleben. Das Reichspostzentralamt überträgt Versuchssendungen aus dem Fernsehlaboratorium der Reichpost …“ das Programm ankündigt. Aber namentlich zur Fernsehlegende wurde dann nach dem Krieg Irene Koss.

Geboren am 3. August 1928 als Tochter eines Zigarrenhändlers und Hobby-Magiers in Hamburg, erhielt sie früh Ballettstunden, nahm nach dem Schulabschluss Schauspielunterricht und bekam 1946 ein erstes Engagement an der Landesbühne Hannover, wo sie in Kleists Der zerbrochene Krug ihr Bühnendebüt gab. Ein Jahr später wechselte Irene Koss nach Flensburg an das Stadttheater; weitere Engagements führten sie unter anderem an die Hamburger Kammerspiele sowie das Hamburger „Theater am Besenbinderhof“. Als der damalige Nordwestdeutsche Rundfunk dann 1950 eine Ansagerin suchte, wurde sie unter zahlreichen Bewerberinnen ausgewählt und als Programmansagerin vom NWDR engagiert. Es war der Schauspieler und Regisseur Hanns Farenburg, der in Berlin schon vor dem Krieg an Fernsehversuchen beteiligt und von 1950 bis 1958 Fernsehspielleiter beim Nord- und Westdeutschen Rundfunkverband in Hamburg war, dem sie als Fernsehgesicht geeignet schien. Ein guter Fernseh-Ansager dürfe nicht nur mit dem Mund sprechen, erklärte dieser in einem Interview. Mit dem Gesicht müsse schon zum Ausdruck gebracht werden, was gleich komme. Im Unterschied zur Rundfunk-Ansage gleiche die Fernseh-Ansage eher einer Conférence, bei der Plaudern und Improvisation gefragt seien, um eventuell Pannen zu überbrücken.

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