Das Telefonbuch im Bannkreis von Kunst, Kult und Kommunikation

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„Hier triumphiert die Sachlichkeit!“

Das Telefonbuch im Bannkreis von Kunst, Kult und Kommunikation

Ausgabe

Das Archiv 4/2013

Autor: Jürgen Bräunlein

Seiten: 28-33

Was hatten der Naumburger Pastorensohn und Besitzer einer Maschinenbauanstalt Carl Hoppe (1812−1898), Ide Hermann, die in der Greifswalder Straße 34 eine Gardinen-Waschanstalt betrieb, und das Bankhaus Feig und Pinkus, Unter den Linden 78, gemeinsam? Sie alle waren im „Verzeichnis der bei der Fernsprecheinrichtung Betheiligten“ aufgeführt, das die „Fernsprech-Vermittlungsanlage Berlin“ am 14. Juli 1881 herausbrachte. Es ist das erste Telefonbuch Deutschlands, auch wenn sich diese Bezeichnung erst 1981 nach der Privatisierung des Amtlichen Fernsprechbuches eingebürgert hat. „Der Fernsprecher“, so schrieb Generalpostmeister Stephan am 9. November 1877 an den Reichskanzler Bismarck, „gleicht an Form u. Größe etwa einem mittelgroßen Fliegenschwarm: an dem Stiel faßt man an und spricht da, wo die rothe Fläche ist.“ Die Skepsis der Bevölkerung färbte auch auf das erste Telefonbuch ab. Genannt wurde es „Das Buch der Narren“. Selber Schuld, wer sich da eintragen ließ, weil er auf den Fernsprecher, „diesen Schwindel aus Amerika“, hereingefallen war!
Gut eine Million Einwohner hat Berlin zu diesem Zeitpunkt. Das erste Telefonbuch der Stadt enthielt 400 Nummern, 187 davon waren vergeben. Eingetragen sind Bankiers, Fabrikanten, Handel- und Gewerbetreibende, Druckereibesitzer sowie Unternehmer im Bereich Transport und Verkehr. Der Eintrag und die Apparate kosteten, so die Historikerin Gerhild H. M. Komander, so viel wie fünf Übernachtungen mit Service und Licht im Central-Hotel (Telefon Nr. 38/70). Die  Jahresgebühr betrug 200 Mark. Die Namen neu zutretender Personen werden, wie es in den Vorbemerkungen hieß, sofort mitgeteilt und können dann handschriftlich ergänzt werden. Die vom Amt vermittelten Ferngespräche sollten die Teilnehmer in aller Kürze absolvieren. Auch vom Telefonieren rund um die Uhr konnte 1881 noch nicht die Rede sein: „Die Fernsprechanlagen stehen den Betheiligten täglich in den Stunden von 8 Uhr Vormittags – im Sommer von 7 Uhr – bis Abends 9 Uhr zur Verfügung.“

(…)