Die deutschen Postgewerkschaften. Vom „Verband Deutscher Post-Assistenten“ bis zu „ver.di“

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Beschreibung

Die deutschen Postgewerkschaften

Vom „Verband Deutscher Post-Assistenten“ bis zu „ver.di“

Ausgabe

Das Archiv 2/2011

Autor: Jürgen Bräunlein

Seiten: 32-37

Am 6. Juni 1890 wurde im Festsaal der Brauerei Friedrichshain am Königsthor in Berlin Gewerkschaftsgeschichte geschrieben. Um 21 Uhr eröffnete die General-Versammlung „behufs Gründung des Verbandes Deutscher Post-Assistenten“, wie es in der Ankündigung hieß. Mehr als 1200 Post- und Oberpostassistenten, Postgehilfen, Postverwalter, Büroassistenten und Telegrafenarbeiter waren der Einladung gefolgt, darunter auch, wie ausdrücklich vermerkt wurde, eine Reihe auswärtiger Kollegen. Historisch daran war: Zum ersten Mal in Deutschland schlossen sich Postbedienstete zu einer beruflichen Interessenvertretung zusammen, die sich über das gesamte Reichsgebiet erstrecken sollte, und es war außerdem die älteste überregionale deutsche Beamtenorganisation überhaupt.

Bestrebungen von Postlern und Fernmeldern, sich auf örtlicher und regionaler Ebene zusammenzuschließen, gab es bereits seit Mitte des 19.Jahrhunderts, so etwa in Magdeburg oder Hamburg, wo sich am 25. Oktober 1855 ein Postunterbeamtenverein gegründet hatte. Standen dabei zunächst die Motive von Geselligkeit und Kollegialität im Vordergrund, änderte sich das spätestens mit der Personalreform von 1871, initiiert vom damaligen Generalpostmeister Heinrich von Stephan. Insbesondere die Postassistenten fürchteten weitreichende negative Folgen. Es drohten eine schlechtere Besoldung, eine Herabstufung des bisherigen Berufsstatus und ein „Menschen verachtendes Dienstrecht“. All das war Anlass und Triebfeder für die Gründung des „Verbandes Deutscher Post-Assistenten“. Die Aufhebung des „Sozialistengesetzes“ hatte zudem das Klima für die Gründung zentraler Arbeitnehmerorganisationen außerhalb des öffentlichen Dienstes verbessert. Im wilhelminischen Obrigkeitsstaat hatten die aufmüpfigen Postler dennoch keinen einfachen Stand, erst 1899 erkannte die Postverwaltung den „Verband Deutscher Post-Assistenten“ offiziell an. Zu diesem Zeitpunkt zählte man 15 000 Mitglieder. Doch erst 1921 und nach mehreren Umbenennungen fand man zum endgültigen Namen – „Deutscher Postverband“ – und hatte mittlerweile eine Heerschar an Konkurrenten.

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