Fahrende Gesellen bei der Post

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Die Neunzehner

Fahrende Gesellen bei der Post

 

Ausgabe

Das Archiv 3/2014

Autor: Isabell Koch

Seiten: 87-93

Die Neunzehner treffen sich jeden Dienstag im Frankfurter Stadtteil Hausen. Die meisten von ihnen sind Pensionäre, plus/minus 65, keine jugendlichen Rowdies, wie man dem Namen nach vermuten könnte. Obwohl, wenn man ihnen so zuhört, rauchend und lachend und weder alt noch leise, könnten Zweifel aufkommen. Die Neunzehner, das sind die Pensionäre und Ehemaligen des Bahnpostamts 19, das in Frankfurt am Main angesiedelt war. Die Bahnpost und mit ihr auch das Bahnpostpersonal ist heute weitgehend in Vergessenheit geraten, obwohl die Eisenbahn fast 150 Jahre lang Dreh- und Angelpunkt der Postbeförderung war.
Zeit ist ein wichtiges Element, das eng mit der Bahnpost verbunden ist. Wie kaum ein anderer Zweig der Post standen die Bahnpostler lange Zeit für Pünktlichkeit, Schnelligkeit und Zuverlässigkeit. Über mehr als 100 Jahre war die Eisenbahn das schnellste Verkehrsmittel überhaupt, insbesondere für den Fernverkehr, und von Anfang an wurde sie von der Post genutzt. Bereits 1836, nur wenige Monate nachdem die erste deutsche Bahnlinie zwischen Nürnberg und Fürth eröffnet worden war, schloss das Oberpostamt Nürnberg einen Vertrag mit der Königlich privilegierten Ludwigs-Eisenbahn-Gesellschaft. Damals wurden in den Zügen der Ludwigsbahn nur einzelne Pakete transportiert. Es sollte noch zwölf Jahre dauern, bis – diesmal in Baden – die ersten „Fahrenden Postämter“, die Vorgänger der späteren Bahnposten, in Zügen installiert wurden und damit die Geschichte der Bahnpost begann. Preußen folgte nur ein Jahr später (1849) mit eigenen „Post-Speditions-Ämtern“ und „Post-Speditions-Bureaus“. Als eine der letzten deutschen Postverwaltungen gründeten schließlich die Thurn und Taxis in Frankfurt 1861 eine „Bahnpost-Inspektion“, die im Jahr 1867, nun in Händen der Preußen, ins „Bahnpostamt 19“ umgewandelt wurde.

(…)