History Marketing als neues Arbeitsfeld für Historiker und Kulturwissenschaftler
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Zukunft braucht Herkunft
History Marketing, ein neues Arbeitsfeld für Historiker und Kulturwissenschaftler
Odo Marquard, der im Februar dieses Jahres 85 geworden ist, beschäftigte das Thema bereits in den 1980er-Jahren. Die zunehmende Wandlungsbeschleunigung, so der Philosoph, ist von den Menschen nur auszuhalten, wenn sie sich zugleich dem Alten zuwenden. Seine Überlegungen gipfelten in der These: „Zukunft braucht Herkunft.“ Nur der Rückbezug auf die Vergangenheit schafft das Rüstzeug und das notwendige Vertrauen, um überhaupt erfolgreich zu neuen Ufern aufbrechen zu können. Für diesen Gedanken wurde Odo Marquard damals noch angegriffen, als konservativ, wenn nicht „reaktionär“ gescholten.
Heute erscheinen seine Überlegungen fast schon wie ein Allgemeinplatz. Vor dem Hintergrund der umwälzenden Veränderungen, die vor allem das Internet ausgelöst hat – man denke an Globalisierung und Delokalisierung −, hat das Interesse an Geschichte und Tradition stark zugenommen. Wo das Gefühl vorherrscht, ständig verändere sich alles, ist die Rückbesinnung auf die eigenen Wurzeln stabilitätsfördernd, wenn nicht gar identitätsstiftend. Das große Interesse an Familiengeschichten und allen Formen des biografischen Schreibens künden davon. Relativ neu hingegen ist, dass sich auch Unternehmen und Institutionen eingehend mit ihrer Entstehung und ihren historischen Wurzeln beschäftigen, dass sie Quellenforschung betreiben, Archive aufbauen und all das für die Öffentlichkeitsarbeit nutzen, insbesondere dann, wenn ein Jubiläum zu feiern ist, wie im letzten Jahr bei Ritter Sport (100. Geburtstag), Opel in Rüsselsheim (150. Geburtstag) oder dem Zoo in Augsburg (75. Geburtstag). Ob Geburtstagsbroschüre, Jubiläumsband, Ausstellung oder ein herausragendes Event, das für solche Anlässe kreiert wird, immer beruft man sich auf die eigene Tradition und setzt Produkte oder Dienstleistungen werbewirksam, im besten Fall auch seriös und informativ in Szene. Oder wie es Harry Niemann, ehemals Leiter des Bereichs Unternehmensgeschichte und Konzernarchiv der DaimlerChrysler AG (heute Daimler AG), formuliert hat: „Geschichte ist auch immer ein Verkaufsargument, ein Beleg für die Wertigkeit eines Produkts.“
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