Mauritius: Mythos oder Menetekel?

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Mauritius: Mythos oder Menetekel?

Ausgabe

Das Archiv 3/2008

Autor: Andreas Hahn

Seiten: 86-95

„Kelvils Augen sprühen vor Interesse. Die Leidenschaft des Sammlers und Kenners bricht sich Bahn. Er hat, wohl ohne dass er es selber weiß, Frau Elisabeth die Ledertasche aus den Händen genommen. ‚Die Blaue Mauritius‘, wiederholt er noch einmal mit spannendem Kopfschütteln. Und dann sortieren und ordnen seine Finger in fliegender Hast die Marken und Umschläge, die die alte Tasche enthält. Das meiste wird beiseite geschoben.

‚Nichts Besonderes, belanglose Stücke‘, hört Elisabeth ihn murmeln. Nur einen starken, gelblich grauen Briefumschlag mit gestempelter Marke und steilen Schriftzügen behält Mr. Kelvil lange, endlos lange, will es Elisabeth bedeuten, in der Hand. Sein Gesicht ist voller Andacht, als er sich über die blaue Marke beugt, die das Bildnis der Queen Victoria trägt. Die Blaue Mauritius! Einem Manne wie Mr. Kelvil bedeutet diese Marke ein Heiligtum!

‚Die Blaue Mauritius!‘ Mr. Kelvil sagt den Namen noch einmal, beinah ehrfürchtig klingt es.

(…) ‚Ich habe nie nach ihrem Wert gefragt‘, sagt Elisabeth leise. Es klingt wie ein Selbstgespräch. ‚Ich wollte es gar nicht wissen. Es war gerade das Mysterium der Marke, das ich liebte, und das mich mit besonderer Spannkraft erfüllte–‘“

Dieses literarische Zitat spricht fast all das an, was den Mythos der Marke ausmacht. Die besondere Faszination, die der Begriff und die Marke auf Laien und Philatelisten gleichermaßen ausüben, die Seltenheit, der vielen Menschen nahezu märchenhaft erscheinende Wert und dann auch das Motiv des Schatzfundes, der Entdeckung von etwas Einzigartigem, zutiefst Wertvollem.

(…)