Sender und Ausflugsziel. Der Große Feldberg im Taunus

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Beschreibung

Sender und Ausflugsziel

Der Große Feldberg im Taunus

Ausgabe

Das Archiv 4/2016

Autor: Christoph Albrecht-Heider

Seiten: 6-17

Weithin sichtbar lokalisiert der Fernmeldeturm auf dem Großen Feldberg die höchste Erhebung des Taunus. Seit knapp 70 Jahren steht die kantige Sendeanlage, die Fernsehgeschichte geschrieben hat, dort oben.

Wolfgang Merkel nimmt sich einen Schnellhefter aus einem verstaubten Regal, streift die Spinnweben ab und blättert durch die Seiten. Als er auf eine Namensliste stößt, hält er inne. „Die Leute kenne ich“, sagt er, „alles ehemalige Kollegen“. Merkel, 63, steht im Dieselraum des Fernmeldeturms auf dem Großen Feldberg. Hier oben hat er zwar nie gearbeitet, aber der Turm gehörte zum Fernmeldeamt Eschborn, und dort war Wolfgang Merkel als Ingenieur von 1975 bis 2008 tätig, lange Zeit als „rechte Hand des Niederlassungsleiters“. Seitdem kümmert er sich ehrenamtlich um den Turm und seine Historie und führt mitunter Besucher durch das Gebäude. Die Anlage gehört heute der Telekom-Tochter Deutsche Funkturm und ist normalerweise nicht öffentlich zugänglich.

„Für mich ist das alles Geschichte“, sagt Merkel vor dem großen Diesel, der dem Raum seinen Namen gab. 340 PS leistet der Motor, der aus dem Bunker vom Hamburger Heiliggeistfeld stammt und die Sendeanlage im Falle eines Netzausfalls mit Strom versorgen sollte. Über dem Diesel hängt ein Kran der ehemaligen Frankfurter Maschinenfabrik Fries, auf einem Blechschild die Jahreszahl 1937. Der Kran stammt noch aus der Zeit, als das Feldberg-Plateau zu einem TechnikZentrum wurde. Und wäre das steinerne Relief an der Eingangstür zum Turm noch komplett, hätte man einen weiteren Hinweis, wann er erbaut wurde. Aber das NS-Emblem wurde nach dem Krieg aus dem Relief herausgeschlagen und die Fahnen der drei Männer, die auf dem Werk des Bildhauers den Feldberg erklimmen, tragen keine Hakenkreuze mehr. Ein anderes Relief, auf einer Säule in der Eingangshalle des Turms, zeigt zwei Männer, die das Equipment für eine Fernsehaufzeichnung bedienen. Das Motiv verweist darauf, dass die Geschichte des kantigen Turms mitsamt seinem im Viertelkreis angelegten eingeschossigen Verwaltungstrakt eng verknüpft ist mit der Geschichte des Fernsehens in Deutschland in den 1930er-Jahren.

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