„…die Abgeschiedenheit verleugnen“
Briefwechsel von Schriftstellern
Am 21. Dezember 1972 schreibt der Schriftsteller Peter Handke aus Kronberg im Taunus einen Brief an den ihm bis dato persönlich nicht bekannten Kollegen Hermann Lenz nach Stuttgart. Er beginnt wie folgt: „Lieber Herr Lenz, heute bin ich früher aufgewacht und habe dann Ihr Buch Der Kutscher und der Wappenmaler zu Ende gelesen. Es war vor dem Fenster ein ganz warmes Licht, wie es vor allem auf den letzten Seiten Ihres Buches so genau und ergreifend beschrieben ist.“
Handke versichert dem um 30 Jahre älteren, aber von vielen bis dahin übersehenen Autor, einer „der wenigen Schriftsteller“ zu sein, „bei denen man sich lesend zwar fremd, aber doch ganz zu Hause fühlen“ könne. Mit diesem für den Empfänger ebenso erfreulichen wie unerwartet eintreffenden Brief beginnt eine über 26 Jahre währende Korrespondenz, die am Ende 289 Dokumente umfassen wird. Im letzten Brief vom 23. März 1998 schreibt Lenz aus München: „Lieber Peter, unser Telephongespräch hat mir wohlgetan. Ich danke Dir.“ Er hängt einen Satz mit Eindrücken zu Handkes neuem Buch Am Felsfenster morgens an und schließt: „So werden die Schichten unserer Welt sichtbar gemacht. Herzlich Dein Hermann.“ Wenige Wochen später stirbt Lenz.
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