Preußens optische Telegrafenlinie Berlin-Koblenz. Von der Pioniertat zum Kulturdenkmal

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Die optische Telegrafenlinie Berlin-Koblenz

Von der Pioniertat zum Kulturdenkmal

Ausgabe

Das Archiv 1/2012

Autor: Jürgen Bräunlein

Seiten: 6-11

Claude Chappe war ein Priester, der durch die französische Revolution arbeitslos geworden war und so zum Medienpionier avancierte. Der 16. August 1794 war vermutlich der Höhepunkt seines bewegten Lebens. An diesem Tag wurde mithilfe der von ihm erfundenen optischen Telegrafie eine Depesche von Lille nach Paris geschickt, eine Spitzenleistung in puncto Nachrichten übertragung: Die verschlüsselte Meldung von der Rück eroberung der bei Lille gelegenen Stadt Le Quesnoy erreichte schon nach einer Stunde Paris. Die zu transportierende Information wurde vom Träger gelöst, in Zeichen übersetzt, in Etappen von Station zu Station übermittelt und erst am Bestimmungsort wieder niedergeschrieben. In einer Zeit, in der Nachrichten höchstens in der Geschwindigkeit eines galoppierenden Pferdes übermittelt werden konnten, war die optisch-mechanische Telegrafie eine Sensation.
Auf einmal kursierten Nachrichten nahezu in Echtzeit. „J’écris dans l’espace“, erklärte der Erfinder seine Innovation: „Ich schreibe im Raum“. Der erfolgreiche Einsatz der „Fernschreibekunst“ im benachbarten Frankreich sorgte auch in Deutschland für Aufsehen, doch anders als in Schweden, Dänemark und England dauerte es, bis man sich zum Bau einer Telegrafenlinie durchringen konnte. Grund dafür waren nicht allein die hohen Kosten, sondern mehr noch die Segmentierung des deutschen Gebietes in viele Klein- und Teilstaaten. Die einzelnen Landesfürsten zeigten nur wenig Interesse an einer Kommunikationstechnik, die das eigene
Hoheitsgebiet überschritt, zudem fehlten die politischen Rahmenbedingungen, um grenzüberschreitende Einigungen zu erzielen.

(…)