Das moderne Büro der 1920er-Jahre

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Effizienz und Übersicht

Das moderne Büro der 1920er-Jahre

Ausgabe

DAS ARCHIV 3/2017

Autor: Stefan Frank

Seiten: 8-15

Die zehn Jahre von 1919 bis 1929 waren, vor allem in Europa und den Vereinigten Staaten, ein Schlüsseljahrzehnt für die Transformation zur modernen Gesellschaft. „‚Wissenschaft’ war zu einem Schlagwort geworden“, schrieb Frederick Lewis Allen, einer der bekanntesten zeitgenössischen Chronisten der 1920er-Jahre, 1931 in seinem Buch Only Yesterday. „Eine Äußerung mit den Worten ‚Die Wissenschaft lehrt uns’ zu beginnen reichte aus, um jeden Widerspruch im Keim zu ersticken.“ Nicht zuletzt in den immer zahlreicheren Büros wurden viele Prozesse grundlegend verändert, nach den Kriterien der Effektivität und Rationalität.
Ein Leitbild, das in den Debatten der Zeit immer wieder auftaucht, waren Henry Fords Autofabriken in Detroit: ein Beispiel effizienter Gliederung und Unterteilung betrieblicher Abläufe in unzählige einzelne Schritte. Es gehe nicht nur darum, schrieb ein gewisser Oberpostdirektor Maaß aus Berlin 1926, „die Gänge vom Stempeltisch zu den Abfertigungsstellen und von diesen zur Versackungsstelle durch selbsttätige Förderungseinrichtungen zu ersetzen“, sondern die dem zugrunde liegende Ford’sche Philosophie gelte immer und überall: „Schärfen wir unseren Blick dafür, jeden Schritt, jeden Handgriff genau zu berechnen, so vermeiden wir jede Verschwendung an Zeit, Kraft und Geld.“ Rationalisierung war das Gebot der Stunde.
Den Büromaschinen jener Zeit haben Historiker noch nicht dieselbe Beachtung geschenkt wie der Autoindustrie oder Haushaltsgeräten, vielleicht, weil jene ihre Dienste im Verborgenen leisteten – sichtbar nur für die, die mit ihnen arbeiteten. Die berufstätige Bevölkerung wuchs in den 1920er-Jahren schnell an, und ein immer größerer Teil war in Büros beschäftigt. Rationalisierung machte die Verwaltung schneller und effizienter. Maschinen übernahmen teilweise Arbeit, die vorher Menschen verrichtet hatten. Demografische und ökonomische Faktoren führten zu komplexeren, größeren Behörden und Unternehmen, was höhere Anforderungen an die Datenverarbeitung nach sich zog.

(…)